Grabungsleiter Frederik Heinze während der archäologischen Untersuchungen.
Der Stadtgeschichte auf der Spur: Grabungsleiter Frederik Heinze während der archäologischen Untersuchungen. © Andreas Rother

Überraschender Fund bei Ausgrabungen: „Hatte nicht damit gerechnet“

Hamm – Die archäologischen Untersuchungen auf der Baustelle für das „B-tween“ zwischen Ritterstraße und Westenwall in Hamm sind vorläufig abgeschlossen. Das Überraschende bei den Grabungen: Die Archäologen fanden nicht nur Spuren aus dem Mittelalter und der Zeit der Stadtgründung, sondern auch Gefäßscherben aus vorgeschichtlicher Zeit, also einer Zeit, in der es noch keine schriftlichen Aufzeichnungen gab.

Archäologen stoßen bei Grabungen in Hamm auf Fundstück aus vorgeschichtlicher Zeit

Unter fachlicher Überwachung der LWL-Archäologie untersuchten Mitarbeiter der EggensteinExca GmbH (Dortmund) während des Baubetriebs das sehr heterogene Gelände. Durch frühere Bebauungen waren historische Bodenschichten teils stark durcheinander geraten.

„Dennoch ein interessantes Gelände“, sagt Grabungsleiter Frederik Heinze. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir Vorgeschichtliches finden.“ Bei den Fundstücken handele es sich um mehrere Scherben, die von unterschiedlichen Gefäßen stammten. Ganze Gefäße ließen sich daraus nicht rekonstruieren. Das genauere Alter müssen noch bestimmt werden.

Archäologen überrascht: „Dass es so viele waren, hätte ich nicht unbedingt gedacht“

Die Archäologen waren auf mehrere sogenannte Siedlungsgruben gestoßen. Daraus wurde einmal der natürliche helle Boden – zu unbekannten Zwecken – entnommen und mit anderem Boden wieder verfüllt. In einer dieser Gruben waren dann die Fundstücke aus vorgeschichtlicher Zeit aufgetaucht.

Reste von historischen Brunnen seien durchaus zu erwarten gewesen, sagt Heinze. Tatsächlich haben die Fachleute vier Brunnen auf dem Gelände gefunden. „Dass es so viele waren, hätte ich aber nicht unbedingt gedacht“, so der Grabungsleiter. Noch lasse sich nichts ganz Genaues über deren Bauzeit sagen. Wohl aber anhand von Fundstücken, dass ein Teil von ihnen erst Mitte des 20. Jahrhunderts verfüllt worden sei. Teils habe man wegen Wassereinbrüchen nicht bis zur Brunnensohle vordringen können.

Keine Spuren der historischen Stadtmauer gefunden: Zweite Grabungsphase

Nun sei zu untersuchen – beispielsweise im Abgleich mit dem Urkataster – ob die Brunnen vier Parzellen zuzuordnen sind. Mittels der Baumringanalyse lassen sich bei den gefundenen Hölzern eine sehr genaue Annäherung an deren Alter ermitteln.

Darüber hinaus sei Keramik aus dem Mittelalter gefunden worden, die möglicherweise in die Stadtgründungsphase zurückgehe. All das müsse nun weiter untersucht und in die Stadtgeschichte „einsortiert“ werden.

Nicht gefunden haben die Archäologen bisher Spuren der historischen Stadtbefestigung. Sie wird in etwa dort verortet, wo sich heute die Straße Westenwall und der Gehweg vor dem Allee-Center befinden. Ein Stück in diese Richtung bewegen sich die Archäologen im neuen Jahr in einer zweiten punktuellen, weniger flächigen Grabungsphase. Wenn in Richtung Grundstückskante der Baustelle und Straße die Schachtung beginnt und der Verbau für die Grundwasserhaltung gesetzt wird, schauen sie begleitend noch einmal genauer in den Untergrund.